Sächsische Zeitung
Samstag, 20. Januar 2007
Ohne Geld ist man nichts
Alltagsgespräch
Sie spielen beim Görlitzer Stück „Hartzreise“ mit, in dem Erlebnisse von Arbeitslosen verarbeitet sind. Was haben Sie erlebt?
Das mit dem Probearbeiten. Hinterher sollte es eine Festanstellung geben. Ich war fünf Tage dort. Dann habe ich eine Beurteilung bekommen. In der stand, dass es keine Verwendung für mich gibt. Der Chef sagte, wenn Sie möchten, können Sie bei mir schwarz arbeiten.
Ging es anderen auch so?
Ja, wie es in dem Stück heißt. Ich war der Siebente oder Achte.
Welche Firma ist das?
Wir haben uns ausgemacht, dass wir es nicht sagen, weil es vielleicht Ärger geben könnte.
Hat die Agentur für Arbeit darauf reagiert?
Das weiß ich nicht. Die haben gesagt, das geht doch so nicht, das kann ja bald nicht möglich sein.
Welche Erfahrungen haben Sie mit den Mitarbeitern der Agentur gemacht?
Also ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Haben Sie sich auch selbst um einen Job gekümmert?
Mehrere Male. Ich war ja auch im Westen. Dass ich wieder zurückgekommen bin, hatte familiäre Gründe. Ich hatte auch Nebentätigkeiten. Aber wenn du hier keine richtige Arbeit hast, wirst du blöde. Dass es mit dem Theater geklappt hat, war wie auf Wolke sieben.
Was sagen Sie zu dem Prozess mit Peter Hartz, bei dem es um Millionen geht?
Wenn ich das höre. Hat man Geld, ist man was. Hat man kein Geld, ist man nichts. Gehe ich in einen Laden und klaue ein Päckel Kaffee und die erwischen mich, bekomme ich Hausverbot und sonst was. Und so einer kann sich das erlauben. Das Geld ist ja auch nicht auf seinen Mist gewachsen. Wir dürfen nur ein paar Euro haben und nicht mehr dazuverdienen. Die veruntreuen das Geld und kommen so davon. Das ist das Rechtssystem bei uns. Das ist viel zu lasch.
Erwarten Sie Hilfe von Politikern?
Ne, nichts.
Wie geht es bei Ihnen weiter?
Das steht noch in den Sternen. Wenn das Theater weitergeht, wäre es nicht schlecht.
Glauben Sie, es fördert das Verständnis für Ihre Situation?
Ich denke, ja. Das Stück ist viel im Gespräch, gerade die Szene mit dem Probearbeiten.
Interview: Silvia Stengel