Mittwoch, 20. Oktober 2010 (Sächsische Zeitung)
Goldgräber im Arbeitslosentheater
Von Gabriel Wandt
Der Macher der „Hartzreise“ hat erneut mit Arbeitslosen ein Theaterprojekt auf die Beine gestellt. Es zeigt die groteske Seite von Hartz IV.
Theaterpädagoge Uli Krause lebt seit 14 Jahren in der Oberlausitz. 2007 brachte er in Görlitz das erste Arbeitslosentheater auf die Bühne. Sein jüngstes Werk hat am Freitag in Zittau Premiere. Foto: Matthias Weber
Als die Heinzelmännchen nichts mehr zu essen haben, schickt sie eine Stimme auf Arbeitssuche. Doch ein Laden hat Insolvenz angemeldet, eine Gärtnerei braucht nicht so viele Mitarbeiter, und nachdem das Arbeitsamt den Heinzelmännchen die Selbstständigkeit empfiehlt, fordert es zu guter Letzt den gewährten Zuschuss zurück. – Stoff für ein kleines Drama, Stoff aus dem Alltag von Langzeitarbeitslosen, Stoff für ein Theaterprojekt. Die Geschichte ist Teil einer Aufführung, die am Freitag in der Hillerschen Villa in Zittau Premiere hat. Zwölf Langzeitarbeitslose aus dem Zittauer Raum haben dafür ein Jahr mit dem Theaterpädagogen Uli Krause verbracht, der auch die „Hartzreise“ geleitet hat. Dieses Görlitzer Stück war das erste Theaterprojekt der Oberlausitz mit Arbeitslosen. Seither hat es in Bautzen und Görlitz mehrere solcher Stücke gegeben.
In Zittau arbeitet Uli Krause nun ohne ein großes Theater und dessen Ausstattung im Rücken. Ein Problem sei das nicht gewesen. „Die Teilnehmer waren sehr kreativ und haben tolle Kostüme mitgebracht“, erzählt der Theaterpädagoge. Außerdem stehen ihnen die Möglichkeiten des Soziokulturellen Zentrums Hillersche Villa zur Verfügung.
Hartz IV dominiert auch dieses Arbeitslosentheater. Die Teilnehmer hätten sehr viel über ihre Situation und ihre Erfahrungen sprechen wollen. So seien viele Geschichten gesammelt worden, die jetzt auf die Bühne gelangen. Verändert, kabarettistisch angehaucht, überspitzt – so haben sich die Männer und Frauen zwischen 35 und 57 Jahren dem Stück genähert und eine Collage zusammengestellt.
„Wert der Arbeit“ lautet die Überschrift, unter der das Stück „Von Goldgräbern und Heinzelmännchen“ entstanden ist. Dabei will das Stück auch den Vorurteilen entgegentreten, bei denen von Kindesvernachlässigung und zu viel Alkohol die Rede ist. Die politische Wende mit ihren Veränderungen für die Arbeitswelt spielt eine weitere entscheidende Rolle. Hier hat Theaterpädagoge Krause – er stammt aus Oberfranken – selbst viel gelernt, wie er erzählt.
Nun steht das Stück kurz vor der Premiere. Fünf Aufführungen sind angesetzt, je nach Publikumserfolg sind weitere möglich.